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Ausstellung KAIMANSUTRA mit Werken von Álvaro Blancarte
Mit dieser Ausstellung stellen wir weder einen aufstrebenden noch einen jungen Künstler vor, sondern eine bedeutende Künstlerpersönlichkeit des nordwestlichen Mexikos: Álvaro Blancarte. Durch zahlreiche Ausstellungen im In- und Ausland ist Blancarte über die Grenzen Mexikos hinaus bekannt, so daß wir hier seinen künstlerischen Werdegang nicht noch einmal nachzeichnen wollen. Wir lernten das Werk Blancartes vor vier Jahren kennen. Es war auch der Beginn seiner Serie "Barroco Profundo", die, vollendet in 2005, in den Ausstellungsräumen der Universidad Autónoma de Baja California, Tijuana, beeindruckend präsentiert wurde. Obwohl Blancarte mit den ausschließlich abstrakten Gemälden eine hervorragende Interpretation des Zeitgeistes dieser Epoche gelingt, zogen uns stets auch die figurativen Darstellungen an, die er uns in seiner Werkstatt zeigte: der Kaiman in seinen Varianten und die bezaubernden erotischen Landschaften. Sein Selbstbildnis als der Kaiman war atemberaubend, voller Poesie und Ironie. Wir hatten gehofft, es auch einmal in unserer Galerie ausstellen zu können. Jedoch kam es nicht mehr dazu; denn es fand zuvor einen ihm würdigen Platz in der Sammlung des Museum of Comtemporary Art in San Diego. Seitdem stellten wir Blancarte von Zeit zu Zeit die Frage, ob denn nicht der Kaiman zurückkehren könne. Blancarte sagte nie "nein", aber auch nicht "ja"! Da es eines unserer Prinzipien als Galeristen ist, Gegenwartskunst als lebendigen Prozeß zu begreifen, liegt es uns fern, einen Künstler mit Themen zu bedrängen, die in seinem gegenwärtigen Schaffenskonzept keinen Raum haben. Aber, der Kaiman ließ uns nicht los. In unserer Gruppenausstellung, "La Posada I: Arte sin Dogma", im Dezember 2004 war Álvaro Blancarte dann mit seinem Triptychon "Bosco Erótico" aus dem Jahre 1999 vertreten, einem wunderbaren filigranen Gemälde mit vielfach verflochtenen erotischen Darstellungen, das wie ein mittelalterliches Tafelbild anmutet. In unserem Begleittext zur Ausstellung erwähnten wir, daß uns dieses Werk sowohl an Hieronymos Bosch als auch an Tomi Ungerer, den großen französischen Zeichner und Illustrator erinnere. Als wir noch während der Ausstellungseröffnung Blancarte Ungerers "Kamasutra der Frösche" zeigten, erhellte das bekannte schelmische Lächeln sein Gesicht: der Kaiman war zurück, und das KAIMANSUTRA wurde geboren. Die Ausstellung zeigt vorwiegend Bilder kleiner und mittlerer Formate, die in einer für Blancarte ungewohnten Farbpalette erstrahlen: kräftiges Blau, sattes Gelb, sinnliches Lila, Türkis. In seinen jüngsten Werken der Serie des "Barocco Profundo" hatten sich diese Farben bereits angekündigt: das Barock brach auf, Blancarte brach wieder auf mit einem Kaiman, der die Spuren des Barock nicht verleugnen kann. Anders als Ungerers Frösche, die häufig auch zu recht derben Späßen aufgelegt sind, bleibt der Kaiman stets im Reich der Erotik. Das Kaimansutra ist ein Fest der Sinne: poetisch, verspielt und liebevoll. Auch liebt der Kaiman, im Unterschied zu den Fröschen, nicht seinesgleichen, sondern weibliche Traumwesen, die teils Masken oder phantasievollen Kopfputz tragen. Einige Gemälde zeigen den Kaiman lediglich als komplementäres Element zum munteren Liebesspiel kleiner Fabelwesen oder verträumter, in sich versunkener Paare. Immer sind die Posen der Akteure stilisiert und ihre Anmut läßt Sex zum erotischen Zauber werden. In "Metamorforsis" läßt Blancarte mit feiner Ironie schlußendlich keinen Zweifel mehr, wer der Kaiman ist: in Miniatur hat er ein weiteres Selbstportrait geschaffen. Wir danken unserem Freund Álvaro Blancarte, mit dem uns seit drei Jahren der historische Pakt von Tecate verbindet, für dieses Feuerwerk der Sinne. Tafelbild = panel painting = pintura sobre tabla Schelmisch lachen = sonreir con un deje de malicia |
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